
Züri-Stamm besucht das Max Frisch-Archiv
Seit Kurzem rückt eine kleine feine Ausstellung persönliche Objekte des Architekten und Schriftstellers in den Vordergrund und bietet neue Einblicke in sein Leben.
Pete Mijnssen (Text und Fotos) / Cristina Carciola (Foto)
Das Interesse an SFJ-Stamm-Veranstaltungen ist jeweils gross. Diesmal durfte die Züristamm-Verantwortliche Cristina Carciola sogar drei Mitglieder aus Basel vor dem Max Frisch-Archiv in der ETH begrüssen. Dieses steht unter der Leitung von Dr. Tobias Amslinger, der sich für eine Führung eine Stunde Zeit nahm. Darin gab er der Schar einen Einblick in das Verhältnis des Schriftstellers zur Gesellschaft, seiner politischen Einstellung und die Art und Weise, wie er die Welt betrachtete.
Frisch als Architekt
Frisch hatte von 1936 bis 1940 an der Eidgenössischen Technischen Hochschule ETH Architektur studiert. Es sind relativ wenige Bauten von ihm bekannt, umsomehr aber sein berühmtestes, das Freibad Letzi in Zürich Altstetten. Auch 75 Jahre nach der Eröffnung ist es noch immer eine «erfrischende Oase in der Häuserwüste eines weit vom See entfernten Quartiers», wie dannzumal die Medien berichteten. Daneben realisierte er noch vier Wohnhäuser. Letztlich erfolglos beteiligte er sich an zahlreichen Architekturwettbewerben.





Frisch in der Literatur und dem öffentlichen Leben
Weltberühmt wurde er hingegen durch sein literarisches Schaffen und seine Teilnahme am öffentlichen Leben. Noch immer zählen seine Werke zur Schulliteratur. Frisch zählte bis kurz vor seinem Tod 1991 aber auch zu den unerbittlichsten Kritikern schweizerischer Politik, deren Gesinnung im Zweiten Weltkrieg und dem Umgang damit in den Jahrzehnten danach. 1986 löste seine Rede zur Preisverleihung des bedeutenden «Neustadt International Prize for Literature» eine veritablen Skandal aus. Darin hatte er die USA für ihre Aussenpolitik kritisierte und liess das Preisgeld von 25’000 Dollar dem Bau einer Schule in Nicaragua überweisen. Ein Affront, galt doch die (demokratisch gewählte) Sandinistische Regierung für sie als «kommunistische Bedrohung». Für die europäische Linke, aber auch viele liberale Geister war Frisch hingegen immer ein spannender, streitbarer Geist. Wie er wohl das heutige Weltgeschehen kommentieren würde?
Das Vermächtnis
Eingerichtet wurde das Max Frisch-Archiv 1980 an der ETH Zürich. Gemeinsam mit Siegfried Unseld, Peter Bichsel, Adolf Muschg und Peter von Matt hatte Frisch im Jahr 1979 die gleichnamige Max Frisch-Stiftung gegründet. Seit 2004 befindet sich das Archiv in den Räumlichkeiten der ETH-Bibliothek. Seit dem Tod des Autors im Jahr 1991 kümmert sich die Stiftung um die Verwaltung des literarischen Nachlasses.
Die Ausstellung dauert noch bis Ende Juni 2025. Weitere Informationen gibt es hier.