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«Seltsame Früchte» an der Frankfurter Buchmesse

SFJ-Mitglied Susann Klossek hat gemeinsam mit Co-Autorin Miriam Spies ein neues Buch verfasst: SELTSAME FRÜCHTE – Eine Hommage an die Jazzlegende Billie Holiday. Vorgestellt wurde es am 18. Oktober 2025 an der Frankfurter Buchmesse.

Wir wollten mehr darüber wissen und Suzanne Schwarz hat Susann Klossek ein paar Fragen gestellt.

Herzlichen Glückwunsch, Susann, zu eurem Auftritt an der Frankfurter Buchmesse. Kannst du uns kurz etwas zum Inhalt des Buches sagen?

Wir nehmen die Lesenden mit unseren jazzig-poetischen Neuinterpretationen von Holidays Songs, inklusive zweier eigener Texte, mit auf eine Reise mitten ins Herz der Harlem Renaissance und in verrauchte Jazzclubs von New York, Philadelphia und Baltimore. 2025 jährt sich Billie Holidays Geburtstag zum 110. Mal. Holiday war weit mehr als eine gefeierte Jazzsängerin: Als schwarze Frau im Amerika der 1930er- bis 1950er-Jahre erhob sie ihre Stimme gegen Rassismus und gesellschaftliche Ungerechtigkeit. Ihr Song «Strange Fruit», an den der Titel des Buches angelehnt ist, wurde zur musikalischen Anklage gegen Lynchmorde, ihre Kunst zur Rebellion. Billie Holiday sang «hinter dem Beat», verwandelte Timing in Poesie – und Schmerz in Schönheit.

Wie erlebst du die Stimmung an der Buchmesse? Vieles geschieht ja in diesen Tagen.

Die Stimmung an der Buchmesse empfinde ich als sehr inspirierend. Zudem bringen die Philippinen als diesjähriges Gastland frische Perspektiven und neue Stimmen auf die Messe – ihre Literatur spiegelt eine faszinierende Vielfalt wider, geprägt von kolonialer Geschichte, politischen Umbrüchen und rund 100 Sprachen, die auf den Inseln gesprochen werden. Das verleiht der Buchmesse zusätzlichen Drive und man kann für einen Moment in eine andere Realität eintauchen. Zwischen den vielen Begegnungen und Gesprächen spürt man, dass Bücher nach wie vor Menschen bewegen – und zwar vornehmlich analog. Dem Buch wurde ja schon mehrfach der baldige Tod vorausgesagt, das kann ich nicht unterschreiben. Und wenn man die Besuchermassen sieht, merkt man: Das Buch lebt, und das gibt Hoffnung.

Susann Klossek liest an der Frankfurter Buchmesse

Weshalb handelt euer neues Buch von Billie Holiday? Bist du grundsätzlich Jazz-Fan?

Seit fünf Jahren arbeite ich an einer Serie über bemerkenswerte Frauen – bisher habe ich rund 1500 porträtiert. Billie Holiday ist eine davon, und ihr 110. Geburtstag in diesem Jahr hat das Buch zusätzlich inspiriert. Zudem hat mir das Vorgängerbuch meiner Co-Autorin Miriam Spies über die Blues-Legende Bessie Smith so gut gefallen, dass ich die Idee zu einer ganzen Reihe hatte. Ich liebe Jazz, besonders Billie Holiday, und ihre Geschichte sowie die Themen, über die sie sang – Liebe, Gewalt, Widerstand – sind bis heute aktuell.

Seit wann schreibst und publizierst du? Du bist Fachjournalistin und behandelst die unterschiedlichsten Themen, wie geht das?

Ich schreibe, seit ich denken kann, das erste Buch kam 2003 raus. Als Fachjournalistin ist es meine Aufgabe, mich schnell in unterschiedliche Themen einzuarbeiten und den Kern dessen herauszufiltern, was für Leserinnen und Leser relevant ist. Das gilt auch für die Reisereporterin oder die Lyrikerin in mir. Neugier, sorgfältige Recherche und genau zuzuhören, sind dabei entscheidend. Ich habe keine Probleme, mich in ganz verschiedenen Welten zu bewegen – von Literatur über Gesellschaft, Kultur bis IT und Wirtschaft – ohne den roten Faden zu verlieren.

Hast du Respekt oder gar Angst vor KI? Benützt du KI?

Ich nehme an, es geht bei der Frage um generative KI. Ich habe Respekt, aber keine Angst vor KI. Sie ist ein mächtiges Werkzeug, das uns unterstützen kann – etwa bei Recherche oder Strukturierung –, aber kein Ersatz für journalistisches Denken, Sprache und Haltung ist. Ich nutze KI punktuell dort, wo sie sinnvoll ergänzt. Der kreative und ethische Kompass muss beim Menschen bleiben. Was nicht immer gewährleistet ist. Nur schon die ganzen Fragen nach dem Urheberrecht, wenn KI-Anbieter sich ungefragt bei Werken von Autorinnen und Autoren bedienen – wie im derzeit aktuellen Fall von Anthropic, das etwa 500’000 Bücher und weitere Texte zur Schulung seines KI-Chatbots Claude verwendet hatte – sind sehr komplex und noch ungeklärt. Die rasante Entwicklung von KI-Technologien hat bekanntlich bereits zu Arbeitsplatzverlusten in kreativen Bereichen wie Grafikdesign, Übersetzungen und Illustration geführt. KI wird auch zunehmend missbraucht, Stichwort Deepfake. Wenn sich junge Menschen nur noch auf die KI verlassen, verhindert sie vielleicht auch die Entwicklung von Kreativität, Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und verhindert das Lernen, um zu lernen. Ganz abgesehen davon verbraucht KI extrem viel Energie. Und sie macht Fehler, weshalb man ein KI-generiertes Ergebnis immer hinterfragen sollte. Aber ganz generell ist KI ein gutes und nützliches Hilfsmittel und ein Fortschritt, der sich nicht mehr aufhalten lässt und mit dem man umzugehen lernen sollte, um nicht unter die Räder zu geraten.

Neugierig?
Die erste Lesung in der Schweiz findet am Freitag, 31. Oktober 2025
um 20 Uhr im Kulturraum Thalwil, Bahnhofstrasse 24, 8800 Thalwil statt.

SELTSAME FRÜCHTE

Miriam Spies & Susann Klossek

Brot&Kunst-Verlag / Reihe Lyrik im Quadrat
ISBN: 978-3-949933-18-9
11.5 x 11.5 cm
144 Seiten dick – mit 22 Illustrationen von Susann Klossek
Preis: 15 Euro / 15 Franken

Weitere Informationen über Susann: www.susann-klossek.ch

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