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Online-Meetup am 27. April: ChatGPT im Journalismus

Ersetzt Künstliche Intelligenz den Journalismus?
Was können ChatGPT und Co im journalistischen Alltag schon heute und was nicht

Die Software ChatGPT ist im Trend: Sie kann Texte schreiben, erleichtert die Recherche und vieles mehr. Schreibt eine KI künftig News, Reportagen und Porträts? Was können KI-Systeme tatsächlich und wo liegen ihre Grenzen? Wie können KI-Lösungen unseren journalistischen Alltag schon heute erleichtern?

Datum: Donnerstag, 27. April 2023

Zeit: 17 Uhr bis ca. 18 Uhr

Format: Online via Zoom (Anmeldung bitte per E-Mail an info@sfj-ajs.ch, Link wird anschliessend zugestellt)

Interview mit dem Referenten Marcus Schwarze

Der Hype um ChatGPT ist gross. Inwieweit ist er auch berechtigt?

Seit Dezember, als GPT-3 herauskam, haben viele das Werkzeug ausprobiert und waren einerseits fasziniert, andererseits aufgrund von Fehlern in manchen Antworten skeptisch. Mit GPT-4 haben die Macher noch mal eine starke Schippe draufgelegt: Die Genauigkeit wurde stark verbessert. Microsoft hat das Werkzeug mit geänderten Quellen und einer Auswahlmöglichkeit zwischen «möglichst kreativ» oder «möglichst genau» in die Suchmaschine Bing eingebaut. Und es wird als Teil der Bürosoftware Microsoft 365 als ein «magischer Button», Copilot genannt, in Word, PowerPoint, Excel und Outlook hinterlegt.  

Wir erleben tatsächlich eine Entwicklung, die mit der Einführung des iPhones vergleichbar ist. Man trägt nicht mehr blosse Apps und Funktionen, das Mailpostfach und das Weltwissen, den blossen Draht zu Oma und Opa und eine Kamera mit Zehntausenden Fotos mit sich herum. Fast jegliche da draussen gespeicherte Information lässt sich auf Anweisung herausfinden, formulieren, strukturieren, gestalten – mit sprachlichen Sonderwünschen oder zielgruppengerecht für eine Zwölfjährige. 

Viele Berufe werden dadurch nicht überflüssig, aber anders. Zum Beispiel sind viele an den Schulen in heller Aufregung oder fasziniert, wenn Schülerinnen und Schüler mal eben mit der KI Goethes «Werther» zusammenfassen können. Das ging früher auch schon durch Googeln, Copy und Paste, ist aber jetzt noch mal sprachlich variiert und dadurch schlechter zu entlarven. Bei tiefergehenden Aufgaben übertrumpft die KI die gängigen Suchmaschinen – etwa eine Antwort auf die Frage: «Wie rechtsradikal ist die AfD, und welche fünf rechtsradikalen Äusserungen finden sich dafür als Belege?» Das stand sicher auch schon mal in journalistischen Beiträge, ist aber mühsam zu googeln. Bei der KI reicht da die blosse Frage.

Die Frage, die sich natürlich viele stellen: Müssen Journalist:innen wegen ChatGPT und Co. um ihre Jobs fürchten?

Nein, der Beruf wird aber anders. Bestimmte Aufgaben lassen sich mit der KI schneller erledigen. Wer etwa einen recherchierten Text zusätzlich für einen Facebook-Beitrag, einen Tweet, einen LinkedIn-Post und ein Sharepic auf Instagram mit jeweils definierten Längen und Besonderheiten wie Hashtags oder Emoticons verwenden möchte, spart mit der KI Zeit. Wenn das Thema zusätzlich als Grundlage für ein Erklärvideo dienen soll, kann die KI aus dem fertigen Text ein sprechfähiges Skript erstellen, mit Vorschlägen für die grafische Gestaltung. Hinzu kommt, dass diese maschinellen Erzeugnisse weiterhin geprüft werden müssen. Fürs Kuratieren von Inhalten oder fürs Übersetzen in einfachere Sprache ergeben sich neue Möglichkeiten.

Was fasziniert Sie an den Möglichkeiten von KI-Lösungen wie ChatGPT?

Es lassen sich Zeit und Geld sparen. Das Lernen verändert sich gravierend, auch das Programmieren, das Übersetzen

Wie kann Journalist:innen der Einstieg gelingen? Was empfehlen Sie interessierten Kolleg:innen?

Ich empfehle, sich einmal den kostenpflichtigen Account GPT-4 einzurichten. Das kostet 20 Dollar im Monat. Und dann stellt man der Maschine die journalistischen Fragen für sein geplantes Projekt. Hier reicht das Wissen zwar nur bis 2021, aber bei vielen Themen sollte die KI helfen. Dabei sollte man durchaus anspruchsvoll vorgehen: «Mach mir einen Rechercheplan, um Expertinnen und Experten zu finden, die etwas dazu sagen können, ob die Flutkatastrophe im Ahrtal ein Ergebnis des Klimawandels war.» Das gibt erste Orientierung. «Nenn mir zehn Experten.» «Mach die Liste noch einmal, berücksichtige dabei zur Hälfte Frauen. Und zwei auf der Liste sollen aus der Schweiz kommen.»

Marcus Schwarze, geboren 1969 in Hannover, ist freier Journalist und Berater. Nach Stationen unter anderem bei der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» und der «Rhein-Zeitung» als Digitalverantwortlicher ist er seit 2018 in Koblenz selbständig und unterstützt vor allem Behörden bei deren Aktivitäten im Digitalen. Zuletzt erschien von ihm im Magazin «Mac & i» der Report «Wo bleibt Siri 2.0? Die Magie der KI – und was Apple aufzuholen hat».

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