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«Sprache ist auch ein Politikum. Dem wollen wir Rechnung tragen.»

Gendern oder nicht? Und wenn ja, wie genau? Wann lässt man es besser sein? Hierüber diskutieren wir im SFJ-Meetup vom 25. April mit Tristan Brenn, Chefredaktor TV, beim SRF. Im Kurzinterview spricht Brenn über die Bedeutung diskriminierungsfreier Sprache und nennt Tipps, worauf man beim Erstellen von Leitlinien achten sollte.

Mit Tristan Brenn sprach George Sarpong

Weshalb legt man beim SRF so viel Wert auf genderneutrale Sprache?

SRF hat den Anspruch, die Gesellschaft so vielfältig zu zeigen, wie sie ist. Dazu gehört auch, eine Sprache zu verwenden, die möglichst alle Teile der Gesellschaft einschliesst. Es reicht nicht, die weibliche Form in der Sprache einfach «mitzumeinen». Denn Sprache beeinflusst die Art und Weise, wie wir die Welt wahrnehmen.

Diskriminierungsfreie Sprache ist ein weites Feld. Es geht um weit mehr, als die Inklusion beider Geschlechter. Was umfasst das aktuelle Sprachbild von SRF konkret und wo grenzen Sie sich bewusst ab?

Sprache verändert sich im Lauf der Zeit, doch das ist ein evolutionärer, langsamer Prozess. Verständlichkeit und Lesbarkeit müssen berücksichtigt werden. Sprache ist auch ein Politikum. Dem wollen wir Rechnung tragen. Den Genderstern zum Beispiel verwenden wir bei SRF nicht. Der Doppelpunkt kann in bestimmten Formaten verwendet werden. Diskriminierungsfreie Sprache geht im Übrigen weit über das Gendern hinaus. Wir achten auch darauf, dass Menschen nicht auf stereotype Sprachbilder reduziert werden, auch bei der Bildauswahl.

Gendergerechte Sprache löst hitzige Debatten aus. Auch innerhalb vieler Redaktionen, weshalb man das Thema gerne meidet, wie auch Anfragen bei verschiedenen grossen Medienhäusern ergaben. Wie haben Sie es beim SRF trotzdem geschafft und welche Tipps können Sie Redaktionen mitgeben, die inklusive Redaktionsleitlinien erarbeiten wollen?

Es ist in der Tat erstaunlich, welche Emotionen das Thema auslöst. Sprache ist uns nah, sie ist uns vertraut, Veränderungen im Sprachgebrauch lassen niemanden kalt. Es geht auch um Traditionen und um die Art und Weise, wie wir zusammenleben und uns wahrnehmen. Gerade darum müssen sich Medienhäuser mit dem Thema beschäftigen. Beim Erstellen von Leitlinien ist es wichtig, möglichst viele Perspektiven miteinzubeziehen. Wir haben mit vielen Mitarbeitenden Diskussionen und Workshops geführt, bis wir uns auf die jetzt gültige Version geeinigt haben. Das war für die Akzeptanz wichtig und hat sich sehr gelohnt.

Mehr zu unserem Online-Meetup vom 25. April erfahren Sie hier.

Zur Person
Der 58-jährige Bündner Tristan Brenn ist seit März 2014 Chefredaktor des Schweizer Fernsehens. Er hat an der Universität Zürich Germanistik, Komparatistik und Geschichte studiert, war Gründungsmitglied des ersten Bündner Lokalradios «Grischa» und hat beim Schweizer Fernsehen in diversen Funktionen gearbeitet. Unter anderem als Redaktor bei der Tagesschau, als Produzent der «Arena» sowie als Reporter, Produzent und Redaktionsleiter der «Rundschau».

Bild: SRF

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